Die „Ostpreußische Ananas“ als Kaffee-Ersatz – die vielen Gesichter unserer Steckrübe (Lat. Brassica napus subsp. rapifera)
Die Steckrübe, auch Kohlrübe genannt, gehört zu den Kohlarten, das verrät uns auch ihr Geruch und Geschmack, wenn sie lange gekocht wird. Unsere Steckrübe hat eine rundliche Form, gelblich-weißes Fleisch und bringt es auf ein Gewicht von 1,5 kg und mehr. Ihre rot-violette Schale lässt sich leicht abschälen.
Eine weitere Steckrübe wird als Futterrübe für Tiere angebaut. Ihre Schale ist grün und gelblich, das Fruchtfleisch eher weiß. Das Zuchtziel dieser seit dem 18. Jahrhundert ausschließlich als Futtermittel dienenden Rübe ist ein hoher Gehalt an Protein und Mineralstoffen. Die Futterrübe ist auch von Menschen verzehrbar. Ihre Blätter können wie Mangold oder Spinat (nur Herzblätter) verarbeitet werden.
Durch ihren hohen Wassergehalt ist die Steckrübe kalorienarm. Sie bietet u.a. Vitamine (z.B. C, einige B-Vitamine), Mineralien (u.a. Calcium, Magnesium, Kalium), Zucker und ätherische Öle.
Steckrüben, auch „Runkelrüben“ genannt, sind vielseitiger, als zunächst vielleicht angenommen. Mit ihrem leicht süßlichen Geschmack lassen sie sich raspeln und mit Ei verquirlt und Mehl abgebunden als Reibepuffer in der Pfanne ausbacken. Weil sie schon etwas süßlich schmecken und eine leichte Kohlnote durchdringen kann, passen hierzu herzhafte und salzige Beilagen wie Käse (allen voran Parmesan oder Camembert) oder ausgelassener Frühstücksspeck. Dazu kann ein frischer Feldsalat serviert werden.
Klassisch ist das Rübenmus, ein Eintopf aus Steckrüben, Kartoffeln und Möhren, abgeschmeckt mit gedünsteten Zwiebeln und vielerlei Kräutern, Salz und Pfeffer. Wer Lust auf eine neue Variante im Geschmack hat, der füge dem Mus einmal Curry zu.
Auch gebraten oder frittiert, in Scheiben geschnitten oder gewürfelt, nur mit grobem Salz bestreut zu Fisch oder gegrilltem Fleisch (Wintergriller aufgepasst!) zeigt sich die Steckrübe von einer bislang vielleicht unbekannten Seite.
Runkelrüben sind ein typisches Wintergemüse, welches von September bis in den November hinein geerntet und in Erdmieten gelagert wird. Bis Mai können sie dort auf ihren Einsatz in der Küche warten, wobei sie mit zunehmendem Alter immer süßer schmecken.
Fertig zubereitete Speisen, wie z.B. Rübenmus, lassen sich wunderbar portionsweise einfrieren oder einwecken. So ist ein schnelles Essen zur Hand, wenn einmal die Zeit zum Kochen fehlt.
Wer Platz hat, der kann seine frische Steckrübe auch einige Tage kühl gelagert bis zum Verzehr aufbewahren.
„In der Not ist die Steckrübe unser Brot!“
Steckrüben wurden in Notzeiten auch als das „Essen der armen Leute“ bezeichnet. So zum Beispiel wurden sie als Kartoffel-Ersatz nach der Missernte 1916 der Bevölkerung angeboten. Ursprünglich waren die Kohlrüben als Tierfutter angebaut worden, doch weil Lebensmittel fehlten, wurde aus der Kohlrübe alles hergestellt, was im Alltag – auch durch den Krieg bedingt – entbehrt werden musste oder aber Zutaten wie z.B. Mehl wurden mit Steckrüben „gestreckt“. Es gab Steckrüben-Marmelade, Aufläufe, Sauerkraut-Ersatz und sogar Steckrüben-Kaffee. In dieser Zeit erhielt die Steckrübe den Beinamen „Ostpreußische Ananas“.
Der Saft der Runkelrübe wird in Ostfriesland und im nördlichen Emsland auch zur Herstellung eines Sirups zur Linderung bei Husten gewonnen. Dafür wird der Kopf der Rübe abgetrennt und der Rübenkörper im Kern ca. 2 bis 4 cm ausgehöhlt. Die Aushöhlung wird mit braunem Kandis befüllt und anschießend der Deckel wieder aufgesetzt. Nach etwa 12 Stunden kann der so gewonnene Sirup abgegossen werden. Diese Prozedur kann über mehrere Tage wiederholt werden, bevor die Rübe alle Wirkstoffe abgegeben hat. Täglich sollten 3 bis 4 Schnapsgläser voll über den Tag verteilt von diesem Sirup eingenommen werden.
Quelle: www.Dreiminutenei.de, Thomas Connertz (Stand: 8. April 2022), Wikipedia Deutschland „Steckrübe“ (Stand: 8. April 2022) und „Futterrübe“ (Stand: 9. April 2022)