Heiß begehrt, sensibel und nicht immer verfügbar.
Leuchtend rot mit kleinen gelben Nüsschen - so sieht die Frucht der Erdbeere (Fragaria) aus, egal, welche der vielen verschiedenen Sorten wir betrachten. Mal sind die Beeren größer, mal kleiner, mal süßer, mal herber, manche werden im Mai schon reif, andere können wir auch im August noch ernten. Streng genommen aber ist die Erdbeere keine Beere, sondern eine Sammelnuss - völlig egal, lecker ist sie auf jeden Fall. Das fanden schon unsere Vorfahren. Nachweislich wurden Erdbeeren schon in der Steinzeit gegessen.
Frische Erdbeeren brauchen nicht viel: ein bisschen Sahne, ein Tortenboden, Vanilleeis oder etwas Sekt sind zwar passende Begleiter, aber pur und ohne alles sind Erdbeeren auch ein köstlicher Genuss. Wer den leicht scharfen Beigeschmack nicht mag, den frische Erdbeeren auf der Zunge hinterlassen, kann die aufgeschnittenen Früchte nicht nur mit Zucker, sondern auch mit etwas fein gemahlenem Pfeffer bestreuen. Die scharfe Nuance verschwindet dann paradoxerweise.
Übrigens können nicht nur die Beeren verwendet werden. Auch die Blätter und die Wurzeln können wir sammeln und trocknen. Ein Tee daraus hilft aufgrund der Gerbstoffe gegen Durchfall (vgl. Siegrid Hirsch & Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten. Freya 2021. S. 192.). Dazu werden 2 Teelöffel Erdbeerblätter oder 1 Teelöffel Wurzel mit 1/4 l kochendem Wasser übergossen. Zehn Minuten ziehen lassen, mehrmals täglich einen Becher trinken.
Einfrieren, einkochen, trocknen - alles geht, aber am allerleckersten ist doch immer noch die frische Beere. Nach dem Einfrieren sind Erdbeeren gräulich und matschig, nach dem Einkochen süß, nach dem Trocknen - wozu man die Früchte in Scheiben in den Dörrapparat stecken muss - nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das macht das Geheimnis der Erdbeere aus: Sie ist nicht immer da. Und wenn sie da ist, ist sie sehr empfindlich und muss rasch gegessen werden. Wer sich rar macht und dann auch noch höchst sensibel ist - der wird geliebt.
Wie schon erwähnt: Die Erdbeere und alle ihre Pflanzenteile stecken voller Gerbstoffe. Außerdem enthalten die Früchte auch Flavonoide, Salicylsäure, Vitamine und Mineralstoffe. Leider entwickeln relativ viele Menschen eine Unverträglichkeit gegenüber Erdbeeren - roter Ausschlag, geschwollene Augen bis hin zum allergischen Schock können die Folge sein.
Wer sich begeistert eine Erdbeerpflanze in sein Beet pflanzt, sollte wissen, dass die Erdbeeren eine sehr effektive Methode entwickelt haben, sich auszubreiten. Die Pflanze schiebt rote Ausläufer überall hin, wo ein Fleckchen frei ist - Beet, Gehweg, Terrassenritze, alles wird besiedelt. Und im folgenden Jahr machen die Ableger dann weiter mit diesem Erdbeernetz. Wer also noch was anderes außer Erdbeeren im Garten haben möchte, weist sie rechtzeitig in ihre Schranken.
Das Pfeffer-Geheimnis wurde schon verraten. Aber auch Salbei, Zitronenmelisse oder Minze sind unerwartet aufregende Begleiter der Erdbeere - ausprobieren lohnt sich. Und selbst im Nudelsalat sorgen ein paar Erdbeeren für einen überraschenden, fruchtigen Geschmack.