Heimische Quinoa – Überlebenskünstler und sanftes Heilmittel
Unser Wildspinat (Atriplex hortensis) wächst gern in der Sonne und ist uns am Wegesrand als Melde bekannt. Er ist Pionierpflanze und in Gärten, auf Schuttplätzen, in Ödland und an Weg- und Wiesenrändern anzutreffen. Der Wilde Spinat erreicht auf stickstoffreichen, feuchten Böden eine Höhe von bis zu einem Meter und ist im frühen Alter blau-grün, später dann hellgrün im Laub. Die Blätter sind in der unteren Region dreieckig und nach oben wachsend mehr länglich-spießförmig, ausgerandet oder gezähnt und im jungen Alter mehlartig überzogen. Die Blütenrispen erscheinen ab Juli als unscheinbare lockere Scheinähren.
Die gesamt Pflanze wird zu Beginn der Blütezeit oberhalb des Bodens abgeschnitten und an einem schattigen, luftigen Ort, gebündelt aufgehängt, getrocknet. Das getrocknete Kraut kann in einer Papiertüte trocken und lichtgeschützt aufbewahrt werden. Die enthaltenen Saponine wirken als sanftes Heilmittel bei Stoffwechselstörungen, Hautunreinheiten und unterstützen die Blutreinigung. Dafür wird 1 TL mit ¼ l kochendem Wasser übergossen, 10 Minuten ausgezogen und warm getrunken. Drei Tassen täglich sind ausreichend. Beachte, dass -wie bei allen Tee-Kuren- eine Kur selbstverantwortlich und über einen Zeitraum von maximal drei bis vier Wochen durchgeführt werden sollte.
Auch die Samen können, wenn sie reichlich vorhanden sind, geerntet, getrocknet und durch einfaches Hin- und Herreiben zwischen den Handflächen entspelzt werden. Sie können dann in einer Mühle gemahlen und zu Brot gebacken werden.
Die Blätter des Wilden Spinats können für kurze Zeit in einem Kunststoffbeutel mit etwas Luft im Kühlschrank aufbewahrt werden, sollten jedoch, wie alle Wildkräuter, so frisch wie möglich genossen werden, da die wertvollen Inhaltstoffe verloren gehen.
Frisch verarbeitet wird aus der Gartenmelde alles das zubereitet, was auch mit Spinat gekocht werden kann. Der Geschmack des Wilden Spinats ist milder als kultivierter Spinat und die Blätter sind im Frühjahr am besten. Ab der Blüte schmecken sie bitter, beim Kochen jedoch verlieren sich die Bitterstoffe. Eine leckere Vorspeise ist mit Mozarella oder geriebenem Käse überbackener Wilder Spinat.
Roh zubereitet wertet Melde frische Salate auf.
Die südamerikanische Reismelde, bei uns als Quinoa bekannt, ist ein enger Verwandter des Wilden Spinats und hat annähernd dieselben Inhaltsstoffe wie unsere Gartenmelde.
Die Gartenmelde ist ebenfalls Bestandteil der Gründonnerstagssuppe, welche, von den ersten Frühlingskräutern gekocht, die Gesundheit im ganzen Jahr garantieren soll. (Vorausgesetzt, der Mensch lebt und ernährt sich das ganze Jahr über bewusst gesundheitsförderlich.)
Der Gehalt an Mineralstoffen ist beachtlich und auch Vitamin C und Eisen sind in nennenswerter Menge vorhanden. Damit kann Wilder Spinat als blutbildend, ballaststoffreich und stärkend bezeichnet werden.
Wilder Spinat kann mit anderen „Verwandten“, wie z.B. „Gute Heinrich“ (Chenopodium bonus henrikus), verwechselt werden. Weil alle Gänsefußarten generell genießbar sind, ist dies weniger bedeutend beim Sammeln in der Natur. Jedoch auch hier sei erwähnt, dass wir nur sammeln, was wir kennen unter Beachtung der Regeln für einen sorgsamen Umgang mit der Natur.
Es gibt noch die „weiße Melde“, welche mit einem wie durch Mehl bestäubtes Äußeres in der Natur steht. Sie ist sehr köstlich. Die vielen, feinen, kleinen Härchen, die wie eine weiße Schicht auf der Melde sitzen, sorgen für das Ausscheiden von überschüssigen Salzen, welche die Gartenmelde aus dem Boden zieht, jedoch nicht aufnimmt und über die Blattoberfläche wieder ausscheidet. Dies zeichnet sie als Pflanze mit besonderer Überlebensfähigkeit aus, denn die meisten Pflanzen gehen ein, wenn der Boden zu viele Salze enthält.
Es gibt zwei Meldearten, die nicht genießbar sind, was sie durch ihren unangenehmen Geruch kundtun. Die stinkende Melde (Chenopodium vulvaria) und die unechte Melde (Chenopodium hybridum) riechen etwas nach verdorbenem Fisch.
Zu guter Letzt ist bekannt, dass Melde Naturtextilien blau einfärbt.
Quellen: Die Kräuter in meinem Garten, Hirsch/Grünberger; Das große Buh der Heilpflanzen, Apotheker M. Pahlow